Marokko setzt Beziehungen aus

  02 März 2021    Gelesen: 1045
  Marokko setzt Beziehungen aus

Deutschland und Marokko pflegen eigentlich gute Beziehungen, insbesondere in Wirtschafts- und Handelsfragen. Nun sickert ein Schreiben durch, in dem das marokkanische Außenministerium überraschend die Aussetzung aller Beziehungen zur deutschen Botschaft anordnet.

Marokko will nach Angaben aus marokkanischen Diplomatenkreisen "jeglichen Kontakt" mit der deutschen Botschaft in Rabat aussetzen. Hintergrund seien "tiefgreifende Missverständnisse" zwischen Marokko und Berlin, etwa in der Westsahara-Frage, hieß es. Marokkanische Medien zitierten aus einem Brief von Außenminister Nasser Bourita an Regierungschef Saad-Eddine El Othmani. In dem Schreiben werden alle Ministerialabteilungen aufgerufen, "jeden Kontakt und jede Interaktion" sowohl mit der deutschen Botschaft als auch mit ihr verbundenen Organisationen und politischen Stiftungen "auszusetzen". Ausnahmen müssten dabei explizit vom marokkanischen Außenministerium genehmigt werden.

Eine offizielle Mitteilung von marokkanischer Seite gibt es bislang nicht. Die deutsche Botschaft in Rabat war auf Nachfrage am Abend nicht zu erreichen. "Wir haben die Medienberichte zur Kenntnis genommen", hieß es aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Die genauen Hintergründe für den Schritt sind unklar. Das Auswärtige Amt beschreibt die Beziehungen mit Marokko im Internet als "traditionell eng, freundschaftlich und spannungsfrei". In dem Land sind unter anderem die Friedrich-Ebert-, die Konrad-Adenauer- und die Friedrich-Naumann-Stiftung mit eigenen Büros vertreten. Beide Länder pflegen auch starke Wirtschafts- und Handelsbeziehungen, es gibt starke Kooperationen bei Energieprojekten.

Zwischen Rabat und der Bundesregierung gibt es derzeit allerdings mehrere Streitpunkte. Für Unmut sorgte in der marokkanischen Hauptstadt unter anderem die deutsche Kritik an der einseitigen Anerkennung von Marokkos Anspruchs über das Gebiet der Westsahara durch die USA. Zuvor hatte das nordafrikanische Land bereits wütend auf seinen Ausschluss von der Berliner Libyen-Konferenz im Januar vergangenen Jahres reagiert.

Der damalige US-Präsident Donald Trump hatte Anfang Dezember die Souveränität von Marokko über die Westsahara anerkannt, was von der Bundesregierung deutlich kritisiert worden war. Die Westsahara mit ihrer halben Million Einwohnern war bis 1975 spanische Kolonie und wurde dann größtenteils von Marokko besetzt und annektiert. Die Region verfügt über begehrte Naturressourcen, darunter fischreiche Gewässer und Phosphat-Vorkommen.

n-tv


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