Hunderte Millionen für Wiederaufbau gespendet

  17 April 2019    Gelesen: 608
Hunderte Millionen für Wiederaufbau gespendet

Nach dem Feuer in der Pariser Kathedrale Notre-Dame sind bereits hohe Spenden für einen Wiederaufbau eingegangen. Zwei französische Luxusgüterkonzerne wollen insgesamt 300 Millionen Euro beisteuern. Auch der Zusammenschluss der französischen Profifußballclubs versprach finanzielle Hilfen.

Bundespräsident Steinmeier bat die Menschen in Deutschland, den Wiederaufbau zu unterstützen. Notre Dame sei ein großes europäisches Wahrzeichen und wichtiges Dokument europäischer Geschichte. Frankreichs Präsident Macron hatte gestern Abend seine geplante Rede an die Nation abgesagt und sich stattdessen zur brennenden Kathedrale begeben. Er versprach den Wiederaufbau.

Zahlreiche Hilfsangebote

Hilfe bei der Restaurierung sagten auch der Vatikan und die Vereinten Nationen zu. Europas Dombauhütten wollen ebenfalls ihr Knowhow einbringen. Für die Rekonstruktion seien Geld und Können erforderlich, sagte der Dombaumeister am Wiener Stephansdom und Vorsitzende der Europäische Vereinigung der Dombaumeister, Zehetner. Hochqualifizierte Steinmetze und Bildhauer gebe es nicht im Übermaß. Er könne sich gut vorstellen, der Dombauhütte in Paris Fachleute zur Verfügung zu stellen. Es werde aber Jahre dauern, bis die Schäden behoben seien.

Brandursache noch unklar

Gestern Abend hatte der Dachstuhl von Notre-Dame Feuer gefangen. Erst in den Morgenstunden konnten die Einsatzkräfte den Brand löschen. Die Flammen zerstörten weite Teile des Daches. Ein Kirchturm stürzte ein. Viele Feuerwehrleute sind weiter im Einsatz, um die Baustruktur zu überwachen. Fachleute entdeckten einige Schwachstellen, die nach den Worten von Innen-Staatssekretär Nunez vor allem das Gewölbe, also die Gebäudedecke betreffen. Im Ganzen halte die Struktur aber gut, sagte er. Die Ursache für den Brand ist weiterhin unklar. Am wahrscheinlichsten sei ein Unfall, hieß es von Seiten der Pariser Staatsanwaltschaft. 50 Ermittler seien im Einsatz, um die Gründe für das Feuer zu erforschen. Hinweise auf Brandstiftung seien nicht gefunden worden.

Fassade und Kunstschätze gerettet

Die Pariser Bürgermeisterin Hidalgo erklärte, die meisten Kunstschätze und religiösen Relikte seien aus der Kirche geschafft worden. Die für Katholiken sehr wertvolle Dornenkrone und andere Gegenstände seien im Pariser Rathaus untergebracht worden, sagte Frankreichs Kulturminister Franck Riester dem Sender LCI am Dienstagmorgen.

Der Kaplan der Pariser Feuerwehr, Jean-Marc Fournier, stürmte gemeinsam mit Feuerwehrleuten in das brennende Bauwerk und half dabei, die Dornenkrone zu retten. Er wird nun als Held gefeiert. Fournier hatte sich bereits nach den Terroranschlägen vom November 2016 einen Namen gemacht, als er sich nach dem Massaker im Konzertsaal Bataclan um die Verletzten kümmerte und für die Toten betete.

Die Dornenkrone soll Jesus Christus bei seiner Kreuzigung getragen habe. Für Katholiken ist sie deshalb von unschätzbarem Wert. 

Der Direktor der Kirche sieht derweil keine Sicherheitsmängel beim Brandschutz. Es gebe etwa Brandaufseher, die drei Mal täglich den Dachstuhl prüften, sagte Patrick Chauvet dem Sender France Inter. „Ich denke, dass man nicht mehr machen kann.“

Papst betet für Notre-Dame

Papst Franziskus betete einer Mitteilung des Vatikans zufolge für die Katholiken Frankreichs und die ganze Bevölkerung. „Notre-Dame ist ein Symbol des Katholizismus in Frankreich und in der Welt, aber wir haben gesehen, dass es nicht nur ein christliches Symbol ist: Die ganze Bevölkerung von Paris ist gestern herausgegangen zu Notre-Dame“, hieß es. 

„Wir haben dort auch Muslime gesehen, die ihre Trauer gezeigt haben. Auch die französischen Bischöfe wiesen in einer ersten Reaktion darauf hin, „dass Notre-Dame über seinen christlichen Charakter hinaus ein Ort ist, an dem sich alle, auch die Nichtglaubenden, in wichtigen Momenten der französischen Geschichte begegnen können.“ Notre-Dame werde stets ein Symbol der nationale Einheit Frankreichs bleiben.

Bundeskanzlerin Merkel hatte bereits gestern über Regierungssprecher Seibert mitgeteilt, es tue weh, die schrecklichen Bilder aus Paris zu sehen. Notre-Dame sei ein Symbol Frankreichs und der europäischen Kultur. Als Zeichen der Anteilnahme läuteten am Mittag die Domglocken in Köln und Aachen.

Ein Wahrzeichen von Paris
Notre Dame wurde ab dem 12. Jahrhundert errichtet und gilt als eines der ersten gotischen Kirchengebäude in Frankreich. Die Kathedrale des Erzbistums Paris gehört bei Touristen zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten. Jedes Jahr besuchen sie rund 13 Millionen Menschen. 

Als eines der weltweit imposantesten Meisterwerke gotischer Architektur zählt Notre-Dame zum Weltkulturerbe der Unesco. Der Schriftsteller Victor Hugo hat das Bauwerk 1831 in seinem Roman „Der Glöckner von Notre-Dame“ verewigt.


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