Ukrainische Autoindustrie – Stopp und Ende

  06 Februar 2020    Gelesen: 1449
  Ukrainische Autoindustrie – Stopp und Ende

Wer in der Sowjetunion an Staudämmen oder Ölleitungen mitgebaut hat, kennt sie bestimmt: Die Lastwagen KrAZ – die mächtigen Dreiachser mit Langhaube und 6x4 oder 6x6-Antrieb. Der Hersteller ist praktisch pleite. Mit dem Lastwagenwerk verschwindet die Autoindustrie der Ukraine.

Die Omnibusse von LAZ, einst in der ganzen Sowjetunion im Einsatz, gibt es schon lange nicht mehr. Die Kleinwagen von ZAZ, einst der Erstwagen vieler Sowjetbürger, ist längst Geschichte. Der Lastwagen KrAZ, einst das Arbeitstier auf sowjetischen Großbaustellen, steht vor dem Aus.

Noch liefert das Werk im ukrainischen Krementschuk dann und wann Lastwagen an Kommunalbetriebe oder Energieversorger. Aber dem einzigen ukrainischen Fahrzeugbauer, der noch eigene Modelle herstellt, droht das endgültige Aus. Die ukrainische Fahrzeugindustrie: verrostet und verschrottet.

KrAZ ist pleite, wie aus Berichten hervorgeht, die das Lastwagenwerk laut dem Portal „Autoreview“ auf seiner Website veröffentlicht hat. Ausstehende Lohnzahlungen: 19 Millionen Hrywnja (rund 700.000 Euro). Schulden bei der Rentenkasse: weitere 9,6 Millionen Hrywnja (300.000 Euro).

Das Septembergehalt erhielten die Mitarbeiter erst Anfang Dezember – umgerechnet je 100 Euro, weil die Werksbänder im September nur an zwölf Tagen liefen. Der Bürgermeister der Stadt Krementschuk sagte kürzlich laut dem Portal, das Lkw-Werk arbeite jetzt nur an zwei Tagen in der Woche, also gerade noch so vor sich hin. 193 Fahrzeuge sind letztes Jahr ausgeliefert worden, 259 waren es im Jahr zuvor.

Kiew hatte dem KrAZ-Werk zwar große Rüstungsaufträge versprochen, aber daraus wurde nur eine Bestellung von 59 Fahrzeugen im vorvergangenen Jahr. 2019 hat das ukrainische Militär keine KrAZ mehr gekauft.

Stattdessen sind Armee-Lkw aus dem benachbarten Weißrussland bestellt worden: Ein ukrainischer Betrieb baut sie in Kleinserien aus Fertigteilen zusammen. Das KrAZ-Management beschwerte sich, in der letzten Ausschreibung der ukrainischen Armee für Militär-Lkw seien ausdrücklich weißrussische Fahrzeuge gefördert worden.

„In der ukrainischen Wirtschaft herrschen Chaos, Korruption und Willkür“, erklärte kürzlich KrAZ-Direktor Roman Tschernjak laut dem Portal. „Bei Rüstungsaufträgen gibt es keine Transparenz.“

Die Rettung sehe man im Export: „Wir setzen auf westliche Märkte und auf andere Länder. Wir haben eine Fertigung in Nigeria ... So wollen wir uns retten, um weiterzuarbeiten.“ Gute Absichten sind aller Ehren. Doch Lastwagen aus der Ukraine braucht der Westen wahrscheinlich eher nicht. Aber wer weiß, vielleicht wird Afrika die stolze ukrainische Industrie noch retten: Ruhm der Ukraine.

sputniknews


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