Weiterer Schlag gegen Nord Stream 2: Rohrlegeschiffspächter bleibt von Projekt fern

  06 Auqust 2020    Gelesen: 1398
    Weiterer Schlag gegen Nord Stream 2:   Rohrlegeschiffspächter bleibt von Projekt fern

Die Umsetzung des Gaspipelineprojekts Nord Stream 2 ist mit einem neuen, unerwarteten Hindernis konfrontiert: Der Pächter des Rohrlegekahns „Fortuna“ wird nicht in das Projekt einsteigen, meldet die Nachrichtenagentur RBK am Mittwoch.

Der Fertigbau der Pipeline wäre nach dem Ausstieg des Schweizer Konzerns Allseas jetzt unter Einsatz eines mit Grundgeschirr ausgestatteten Rohrlegers in Begleitung eines anderen Schiffes mit dynamischer Positionierung denkbar, die es ermöglicht, ohne Anker und ohne Anlegen an einem bestimmten Ort festzumachen.

"Fortuna" steigt aus

Der Kahn „Fortuna“ des Unternehmens Meschregiontruboprowodstroi (MRTS) ist mit Grundgeschirr ausgerüstet. Der zweite mögliche Kandidat – das Rohrlegeschiff „Akademik Cherskiy“ – kann ohne Anker festmachen.

„Für den Fertigbau der Exportpipeline Nord Stream 2, die von US-Sanktionen belegt ist, wird MRTS die ‚Fortuna‘ nicht zur Verfügung stellen“, sagte ein Unternehmenssprecher dem RBK. Zugleich räumte er ein, dass MRTS nie Eigentümer des Kahns war.
Die „Fortuna“ werde auf der Basis eines Bareboat-Charter-Vertrages gepachtet (wenn der Kunde das Schiff ohne Mannschaft zum uneingeschränkten Einsatz in diversen Projekten bekommt).

Zum eigentlichen Eigentümer der „Fortuna“ wurden keine Angaben gemacht.

Gasprojekt Nord Stream 2
Das Pipelineprojekt wird von der Nord Stream 2 AG realisiert. Mehr als sieben Monate nach dem Baustopp für die Ostsee-Gasleitung wegen der US-Sanktionen bleibt unklar, ob und wann die letzten Rohre des Milliardenprojekts verlegt werden. Zwar trat eine dänische Genehmigung für den Einsatz russischer Rohrlegeschiffe nach Auslaufen einer Einspruchsfrist am Montag in Kraft. Nord Stream 2 hat die Wiederaufnahme der Bauarbeiten bei der dänischen Energieverwaltung aber bis Dienstagnachmittag noch nicht angemeldet.

Die Pipeline zwischen Russland und Deutschland durch die Ostsee ist zu 94 Prozent fertig. Von den insgesamt 2460 Kilometern - die sich ergeben, weil die 1230 Kilometer lange Pipeline aus zwei parallelen Strängen besteht - fehlen nur noch gut 150: etwa 120 in dänischen und mehr als 30 in deutschen Gewässern.

Im Dezember 2019 waren die Bauarbeiten vor der dänischen Insel Bornholm abrupt gestoppt worden, weil die beiden Schweizer Verlegeschiffe wegen der ersten Sanktionswelle der USA ihre Arbeit einstellten.

Dänemark genehmigt Weiterbau
Für den Einsatz von Rohrverlegungsschiffen mit Anker musste sich Nord Stream 2 eine Genehmigung bei der dänischen Energieverwaltung einholen, die am 6. Juli grünes Licht gab. Innerhalb einer vierwöchigen Einspruchsfrist konnte schriftlich dagegen Beschwerde eingelegt werden. Am Montag lief diese Frist aus, ohne dass bei der in Viborg ansässigen Energieberufungsstelle Einsprüche eingingen.

Die Internetseite MarineTraffic, die Schiffe weltweit verortet, zeigt Mukran auf Rügen und Rostock als Standorte der "Akademik Cherskiy" und der "Fortuna" an.

USA sträuben sich gegen Nord Stream 2
US-Präsident Donald Trump hatte Ende 2019 erste Strafmaßnahmen gegen bestimmte Unternehmen ermöglicht, die am Bau von Nord Stream 2 beteiligt sind. Die betrafen vor allem die Rohrlegeschiffe. Mitte Juli drohte US-Außenminister Mike Pompeo mit einer Ausweitung der Sanktionen unter dem CAATSA-Gesetz ("Countering America's Adversaries through Sanctions"), die auch deutsche Unternehmen treffen könnten. Der Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft fordert nun harte Gegenmaßnahmen.

sputniknews


Tags:


Newsticker